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Glas wird immer dünner und stärker

In einem Beitrag des Fachmagazins Glaswelt erläutert Matthias Seel, Leiter des Glass Competence Center der Universität Darmstadt, die aktuellen Entwicklungen beim Flachglas. Dabei teilt er die Überzeugung, dass die Gläser für Fassaden und auch in der Baubranche immer mehr Funktionen übernehmen, zudem immer dünner und stärker werden.

Foto: Gerd Altmann / Pixabay

Die anhaltende Klimakrise, die hohen Energiepreise und der gesellschaftliche Wandel hinsichtlich der nachhaltigen Nutzung unserer Ressourcen prägen die Glasbranche derzeit. Die aktuellen Entwicklungen wie die Umrüstung von gasbetriebenen zu elektrisch betriebenen Floatglaswannen, das Sammeln von alten Flachglasscherben und die direkte Wiederverwendung von „altem“ Flachglas zeigen nicht nur das Interesse der Branche an diesen Themen, sondern auch deren aktive Umsetzung.

Für die Wettbewerbsfähigkeit der Glasindustrie sowie den ressourcenschonenden Umgang mit dem Rohmaterial Glas sind für Seel folgende Aspekte zukünftig entscheidend: dünner, fester und mehr Multifunktionalität.

Dünner: Durch die Erarbeitung neuer und anwendungsorientierter Bemessungsansätze kann das Potential von Glas immer besser ausgenutzt werden, was letztendlich zu dünneren Glasaufbauten bei gleicher Performance führt. Dies umfasst beispielsweise die Simulation der thermischen Einwirkungen auf komplexe Isolierglasaufbauten oder die Auslegung von Vakuumisolierglas, in Kombination mit dem Einsatz neuer Verbundglasaufbauten.

Fester: Für die Auslegung von Glasscheiben – insbesondere dünnen Glasscheiben – ist die Festigkeit entscheidend. Diese kann beispielsweise durch thermisches oder chemisches Vorspannen gesteigert werden. Die Kantenfestigkeit lässt sich aber auch ohne die energieintensiven Prozesse signifikant verbessern, indem der Zuschnitt und die Kantenbearbeitung mit optimierten Maschineneinstellungen durchgeführt werden.

Multifunktionalität: Neben der Transparenz und der Wärmedämmung müssen Gläser zukünftig weitere Anforderungen erfüllen, wie beispielsweise Energiegewinnung ohne Transparenzreduktion und sich adaptiv gegenüber ändernden Umweltbedingungen und Nutzerverhalten verhalten.

Mit diesen drei Aspekten dünner, fester und multifunktionaler beschäftigt sich das Team des Glass Competence Centers der TU Darmstadt, damit Glas auch zukünftig sinnvoll und ressourcenschonend zum Einsatz kommt.