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Kein gutes Jahr für den Hochbau

Alles andere als gut sind die aktuellen Prognosen zur Entwicklung des deutschen Hochbaus. Die neue „Hochbauprognose 2023“ der Strategieentwickler von EY-Parthenon kalkuliert in diesem Jahr mit einem Minus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr im Hochbauvolumen

Foto: Michaela Gaida / Pixabay

Dieses Minus betrifft insbesondere den Neubau und ist auf viele verschiedene Faktoren zurückzuführen, die in der „Hochbauprognose 2023“ analysiert und eingeordnet werden. Wie in vielen Branchen sind die Beteiligten vom Abschwung teilweise mehr, teilweise weniger betroffen, manche Gewerke spüren ihn gar nicht. Entscheidend sind an dieser Stelle zwei Dinge: die schlechten Zeiten bestmöglich zu überstehen und das Licht am Ende des Tunnels vor Augen zu behalten, sofern neu hinzukommende, schwierige Bedingungen es nicht in weitere Ferne rücken.

Während auch das Jahr 2024 noch einige, obgleich weniger große Herausforderungen bereithält, gehen wir von einer Erholung im Hochbau insbesondere ab 2025 mit erneut positiven Wachstumsraten aus. Die „Hochbauprognose“ von EY-Parthenon unterteilt sich, wie in den Vorjahren, in einen Rückblick und eine Vorschau. Sie blickt auf die Entwicklungen der einzelnen Marktsegmente und greift vor dem Fazit ein Sonderthema auf – in diesem Jahr sind dies Potenziale im Bau, die noch nicht (vollständig) erschlossen sind, die Produktivität aber deutlich steigern könnten.

Bereits 2022 stagnierte das Hochbauvolumen weitestgehend bei 0,1 Prozent. Auf die Pandemie folgte der Ukraine-Krieg, auf erheblich unterbrochene Lieferketten und Materialengpässe damit eine zum Teil zweistellige Inflationsrate, die im vergangenen Oktober beispielsweise 10,4 Prozent erreichte. Um dieser entgegenzuwirken, wurden als reguläre Steuerungsfunktion die Leitzinsen erhöht. Diese gesamtwirtschaftliche Entwicklung setzte im Hochbau eine negative Dynamik in Gang: Neben den explodierenden Baukosten gerieten Rentabilität und Finanzierung von Bauvorhaben in eine Schieflage. Die Unsicherheit nahm zu, die Planbarkeit ab – was zu einem deutlichen Rückgang im Neubausektor führte.

Diesen Rückgang gleicht in diesem Jahr – wie auch schon 2022 – voraussichtlich der Renovierungsbereich mit einem zu erwartenden Wachstum von circa einem Prozentpunkt wenigstens zu einem Teil aus. Auflagen zur energetischen Sanierung, neue Trends in den Segmenten Wohnen und Arbeiten sowie der Bedarf nach mehr Energieeffizienz im Zuge der ebenfalls gestiegenen Energiepreise treiben die Nachfrage nach Renovierung an. Die durch weniger Neubau freigesetzten Kapazitäten finden nun teilweise in der Renovierung Einsatz, wodurch gerade Handwerker aus dem Bereich Sanitär, Heizung, Klima und Lüftung (SHKL) und Elektrik weiterhin stark gefragt sind. Für Bauunternehmen hingegen ist die Situation schwerer zu bewältigen. 

Trotz eines grundsätzlich nach wie vor hohen Bedarfs insbesondere an Wohnraum ist die Anzahl der Baugenehmigungen 2022 um 6,6 Prozent zurückgegangen. Genug Nachfrage wäre für den Hochbau an sich also da – Investitionen müssen sich nur wieder für alle Seiten mehr lohnen beziehungsweise bezahlbar sein. 

Die Entwicklung des Hochbaus ist maßgeblich an die makroökonomische Entwicklung gekoppelt, die wiederum derzeit schwer vorherzusagen ist. Beispielsweise ist Deutschland aktuell in eine leichte Rezession geraten, die kurz zuvor noch als knapp abgewendet galt. Dennoch wird davon ausgegangen, dass sich die Inflation wieder normalisieren und der Reallohn nach Anpassung steigen wird. Dazu müssten sich die Rahmenbedingungen für Investitionen gerade im gewerblichen Neubau wieder verbessern – beispielsweise durch attraktivere Mietrenditen oder auch drei in der „Hochbauprognose 2023“ definierte Produktivitätshebel. Gerade jetzt könnte ein guter Zeitpunkt sein, Innovationen voranzutreiben, um möglichst viel Wertschöpfung zu generieren, wenn das Wachstum wieder zunimmt. Und das sollte unter den gegebenen Vorzeichen laut der Hochbauprognose in absehbarer Zeit der Fall sein.